Let’s Check – Krimi vs. Reality
22. Januar 2021 • Artikelserie Kriminaltechnik & Forensik

Was sich manche Krimiautoren in Büchern, Filmen oder Serien so zusammenschustern, darüber können Kommissare, Rechtsmediziner und Co. nur den Kopf schütteln. Viele Bilder, die uns in Krimis tagtäglich vermittelt werden, kommen in der Realität schlichtweg nicht vor oder sehen ziemlich anders aus. Der große Irrtum, dass Pathologen das gleiche machen wie Rechtsmediziner ist dir hoffentlich noch aus dem letzten Artikel im Gedächtnis. Es gibt aber noch einige mehr. Damit du beim nächsten Krimiabend weißt, was real und was fake ist, checken wir jetzt die gängigsten Irrtümer aus der Krimilandschaft.
#1 Angehörige identifizieren den Verstorbenen im Obduktionssaal
Das Bild von weinenden Eltern vor ihrem verstorbenen Kind im Obduktionssaal gibt es in der Realität nicht. Eine Identifizierung findet vielmehr anhand von Fotos statt, die die Ermittler anfordern oder anhand körperlichen Merkmalen wie Narben oder Tätowierungen. Dass Angehörige die eventuell verweste oder entstellte Leiche noch einmal zu Gesicht bekommen, wäre einfach nicht zumutbar.
#2 Obduktionsräume befinden sich immer im Keller von Instituten
Jain. Bei Obduktionen ist Tageslicht sehr wichtig, da bestimmte Verfärbungen am Leichnam mit Kunstlicht schwerer erkennbar sind bzw. die Farben verfremdet werden. Im vielen Instituten sind die Obduktionsräume aber wirklich im Keller, weil es dort am kühlsten ist. Diese sind aber meist in Tiefparterre gelegen und haben trotzdem Tageslicht.
#3 Jede Leiche hat einen Zettel um den großen Zeh
Auch jain. Eigentlich sollte es so sein ja, aber einige Leichen sind natürlich bekleidet und bleiben das bis zur Obduktion. Die Kleidung ist ja ein wesentlicher Bestandteil der äußeren Leichenschau. Dann sind die Zehen natürlich nicht zugänglich und der Zettel wird am Unterschenkel befestigt.
#4 Nach dem Tod wachsen Fingernägel und Haare noch weiter
Nein, denn dazu braucht es einen Kreislauf. Nach dem Tod erschlafft die Haut und zieht sich zurück, weswegen nur der Eindruck entsteht, dass Fingernägel und beispielsweise auch der Bart im Gesicht weiterwachsen.
#5 Rechtsmediziner schmieren sich vor einer Obduktion Mentholpaste unter die Nase, damit sie den Leichengeruch nicht so riechen
Unsinn. Wie in vorherigen Artikel schon erwähnt ist der Geruchssinn sehr wichtig. So kann beispielsweise ein fruchtiger Geruch der Organe auf eine Diabeteserkrankung und Ammoniakgeruch auf ein Nierenleiden hindeuten.
#6 Der Tod wird durch das Tasten des Pulses am Hals oder Handgelenk festgestellt
Das haben wir bestimmt alle schon mal im Fernsehen gesehen. Der schnelle Griff ans Handgelenk oder an die Halsschlagader, um zu schauen, ob eine Person tot ist oder nicht. Nur weil kein Puls zu spüren ist, heißt das aber noch lange nicht, dass die Person auch wirklich tot ist. Kein Puls und Atemstillstand gehören zu den sogenannten „unsicheren Todeszeichen“. Zur sicheren Feststellung des Todes gelten aber die sicheren Todeszeichen wie Leichenstarre und Leichenflecken.
#7 Kommissare stolzieren einfach so in den Tatort hinein

Während die Kollegen von der Spurensicherung in ihren weißen Anzügen bereits Nummerntafeln aufstellen und vorsichtig mit Handschuhen bestückt Spuren sichern, stolzieren Kriminalkommissare einfach so unterm Absperrband hindurch. Zum Glück ist das in der Realität nicht so. Ohne entsprechende Schutzkleidung darf sich niemand dem Tatort nähern. Auch kein Kommissar.
Fallen dir noch mehr Irrtümer ein? Wenn ja, dann schreib mir einen Kommentar!
Bleib sicher und neugierig!
– Kathy